Das „Verbundene Atmen“ ist eine Atemtechnik, bei der über einen längeren Zeitraum intensiv und tief geatmet wird. Durch das bewusste Ein- und Ausatmen entsteht ein kontinuierlicher, gleichmäßiger Fluss von Atemzügen. Dieser führt in einen atemtherapeutischen Zustand, der in mehrfacher Hinsicht eine positive Wirkung hat:
Erweiterung des Bewusstseins
Die verringerte CO₂-Konzentration führt zu einer Aktivitätsminderung im präfrontalen Kortex. Dadurch wird es möglich, die kognitive Ebene, auf der sich unsere Gedanken pausenlos im Kreis drehen, zu verlassen. Gleichzeitig werden tiefer liegende Gehirnareale, wie z.B. das limbische System, das für die emotionale Verarbeitung zuständig ist, aktiver. Auf diese Weise entsteht ein tranceähnlicher Zustand, der den Zugang zu tieferen Bewusstseinsebenen erleichtert.
Regulation des Nervensystems
Der veränderte Bewusstseinszustand entspannt das sympathische Nervensystem und hilft, innere Stressmuster zu überwinden. Auf diese Weise kann der Körper aus dem dauerhaften Kampf- und Fluchtprogramm aussteigen und einen ausgeglichenen Zustand des autonomen Nervensystems erzeugen.
Lösen emotionaler Blockaden
Durch die veränderte Wahrnehmung öffnet sich eine Tür zur inneren Welt. Dort können grundlegende Lebensthemen erkannt und bewegt werden. Auf diese Weise lösen sich die gespeicherten Emotionen, wie z.B. Wut, Trauer oder Angst, aus dem Körperfeld. Dadurch können unverarbeitete Erfahrungen nachhaltig gelöst werden.
Körperliche Entlastung
Oft wird die darauffolgende körperliche Entlastung schon während der Sitzung spürbar. So berichten Klienten, wie sich Verspannungen plötzlich mit Zittern oder Weinen lösen, Druck in der Brust schwindet oder Schmerzen sich in spürbare Energie verwandeln. Diese Erfahrungen ermöglichen oft eine neue, tiefere Verbindung zum eigenen Körper. So wird das Vertrauen in den eigenen Körper, seine Signale und seine transformative Kraft gestärkt
Veränderte Perspektive
Nach den Atemreisen stellt sich häufig ein Gefühl der Weite, Verbundenheit oder Stille ein, welches auch nach der Atemreise anhält und den Menschen ermöglicht, dem Leben anders zu begegnen. So gelingt es vielen Klienten, im bewussten inneren Kontakt mit sich selbst zu bleiben und ihren emotionalen wie körperlichen Bedürfnissen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Ein sicheres Setting
Damit sich meine Klienten sowohl medizinisch als auch emotional gut aufgehoben fühlen, biete ich die Atemarbeit in einem Eins-zu-Eins-Setting an. Neben einer Wohlfühlatmosphäre gewährleiste ich einen sicheren Rahmen, indem ich vor der ersten Atemreise ein ausführliches Anamnesegespräch führe. In diesem wird aufgrund von vorliegenden Befunden und körperlichen Untersuchungen zunächst abgeklärt, ob diese Behandlungsmethode geeignet ist oder gar Kontraindikationen vorliegen. Ist es möglich und empfehlenswert, den Weg des „Verbundenen Atmens“ zu gehen, wird meist ein zweiter Termin für die Breathwork-Arbeit vereinbart. Während der Atmung überwache ich zusätzlich den Puls und die Sauerstoffsättigung.
Kontraindikation
- Frische Schlaganfälle
- Herzinfarkt
- Angina Pectoris
- Dekompensierte Blutdrucksituationen
- Status asthmaticus
- Frische postoperative Zustände
- Aneurysmen
- Epilepsie
- Akutes Glaukom
- Frische Infektionserkrankungen
- Akute Psychosen
- Glasknochenkrankheit
- Schwere Osteoporose
Ablauf einer Breathwork-Einheit
Die atemtherapeutische Arbeit dauert zwischen 1,5 und 2,5 Stunden. Da im Vorfeld nicht planbar ist, wie lange die Atemreise dauert, stelle ich immer die Maximalzeit zur Verfügung, um ungestört den Prozess begleiten zu können. Dabei gliedert sich die Breathwork-Einheit in drei Phasen. Diese können je nach individueller Erfahrung und der Struktur der Sitzung variieren. Generell lassen sie sich wie folgt beschreiben:
1. Vorbereitung
Nach einem kurzen Vorgespräch zur inhaltlichen Orientierung erhalten meine Klienten eine Augenbinde. Diese hilft sich auf das innere Erleben zu konzentrieren und nicht von äußeren Reizen abgelenkt zu werden. Anschließend erkläre ich die einfache Atemtechnik und leite den „verbundenen Atem“ an. Die Atmung wird durch entsprechende Musik unterstützt, die nach Wunsch entweder über kleine Lautsprecher oder Kopfhörer eingespielt wird.
2. Atemreise
Während meine Klienten mit Hilfe des „Verbundenen Atems“ tranceähnliche Bewusstseinszustände erleben, begleite ich die innere Reise professionell und empathisch, indem ich auf ihre Erfahrungen abgestimmte Elemente, wie Düfte und sanfte Berührungen, einsetze. Auch die sorgfältig ausgewählte Musik regt das emotionale Erleben an und unterstützt somit den transformierenden Prozess.
Während der gesamten Sitzung achte ich auf alle körperlichen und emotionalen Reaktionen. Dabei bin ich präsent und helfe meinen Klienten auch durch die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen.
3. Integration
Nachdem die intensive Atemreise beendet ist, folgt eine Phase der Integration. In dieser Zeit beruhigen sich die Atmung und die körperlichen Empfindungen. Die Musik passt sich diesem Geschehen an und geht am Ende der Reise in Stille über. Nach der Atemreise ist es hilfreich, dem inneren Erleben einen kreativen Ausdruck zu geben. Dazu biete ich die Möglichkeit zu malen.
Im Anschluss können die Erfahrungen, auch anhand des Bildes, reflektiert werden. Da manchmal die Stille als die wichtigere Integrationshilfe empfunden wird, stehe ich für das Nachgespräch auch zu einem anderen Zeitpunkt zur Verfügung. In der Reflektion geht es auch um die Frage, was konkret getan werden kann, um das Erlebte in den Alltag zu integrieren.
4. Nachruhe
Nachdem ich meine Klienten aus der Praxis verabschiedet habe, empfehle ich, den Tag in Ruhe zu verbringen. Bei gutem Wetter bietet sich ein Spaziergang durch unsere wunderschöne Eifel oder das Verweilen im Seminarhausgarten an.
Als Atemtherapeut begleite ich schon seit einigen Jahren fast täglich Menschen unterschiedlichen Alters durch diese tiefen, transformierenden Prozesse. Dabei bin ich immer wieder beeindruckt von der Kraft des „Verbundenen Atmens“.
Natürlich ist die Atemsitzung kein Wundermittel. Doch wenn körperliche Beschwerden mit unterdrückten und unverarbeiteten Emotionen zusammenhängen, kann es ein machtvolles Werkzeug sein. Dabei wirkt der Atem wie ein Schlüssel – er öffnet Türen zu verborgenen Räumen. Dort lädt er ein, unser Innerstes mit Mitgefühl und Neugier zu erkunden. Dabei geht es nicht darum, etwas zu reparieren, sondern uns selbst in der eigenen Ganzheit zu erleben und anzunehmen.
Wer bereit ist, sich auf diese Atemreise einzulassen, kann also nicht nur seine Schmerzen lindern, sondern hat die Möglichkeit, alte Muster loszulassen und sich ganzheitlich weiterzuentwickeln.